Der tägliche tz-Ratgeber
heute: Glaubensfragen
Dieser arme Wurm! Wer mag ihn schon?
„Da ist der Wurm drin!“, sagen wir, wenn was nicht stimmt. Der Wurm kommt vielfach vor in unserer Sprache und hat daher leider auch ein ziemlich negatives Image. Pfarrer Habdank fragt, ob es auch eine positive, lebensdienliche Bedeutung des Wurmes gibt, eine biologische und eine religiös-symbolische. Eine, die uns eventuell eine ganze andere Sichtweise aufs Leben lehrt?
Nachfolgend Gedanken hierzu von Pfarrer Johannes Habdank.
Mit dem Wort „Wurm“ ist meist etwas Negatives gemeint: ob jenes Tier, das in einem Körper schmarotzt, ob ein schwacher oder hilfloser Mensch, auch Kinder–da aber manchmal auch liebenswert „der kleine süße Wurm“ genannt–, vom Holzwurm bis zum PC-Wurm: Der Wurm stört einfach und schadet, etwa im Darm, besonders gefährlich als Fuchsbandwurm, aber auch manchmal als reiner Ohrwurm bei sehr gemochter oder auch nerviger Musik! Weg damit, sonst hältst du es mi t ihm auf Dauer nicht aus! Ent-Wurmung scheint auf ganzer Front angesagt! Neutral gesehen, ist der Wurm laut Biologie-Lexikon „ein wirbelloses Tier von verschiedener, meist langgestreckter Gestalt ohne Gliedmaßen“. Was kann also dieser Wurm dafür, dass er nicht genau so ist wie wir? Immerhin gibt es auch viele für den Menschen unschädliche Würmer, ja sogar nützliche, etwa den Regenwurm, den man nach einem Faschingsschlager sogar husten hören kann. Der die Qualität des Erdbodens, den er beackert, verbessert, weil er für lebenserhaltende Sauerstoffzufuhr durch Auflockerung im Boden sorgt–Wurm positiv! In der Bibel „Wurm“ gerne symbolisch benutzt, für die Schwäche des Menschen. Bei den Propheten wird sogar das Volk Gottes als „Wurm“ bezeichnet. Hiob, der vom Schicksal Geschlagene, wird mit einem Wurm oder einer Made verglichen, ein Bild für Lebens- und Moralverdorbenheit. Im Grab werden die Gestorbenen als Gefährten der Würmer beschrieben.
Der Wiener Liedermacher Ludwig Hirsch hat mit seinem „I lieg am Ruckn“ genau dies besungen. Als das Volk Israel aus Ägypten auszog, wurde ihm in der Wüste zu seiner täglichen Ernährung himmlisches „Manna“ geschenkt, all morgendlich neu, wie verheißen. Das Volk glaubte aber nicht daran. Es sammelte jeden Tag die Reste ein und hortete sie. Da schickte Gott einen Wurm, der diese ungenießbar machte–daher die Redewendung: „Da ist der Wurm drin!“ Gott wollte, dass die Menschen nur seiner Verheißung glauben, ihm jederzeit vertrauen, dankbar sind und sich freuen über ihr Leben, jeden neuen Tag! Was wir also heute gesammelt haben, ist gehortetes „Manna“ für morgen. Vielleicht ist aber der Wurm drin, bereits jetzt. Daran möchte uns–positiv–der Wurm erinnern: an das, was wir täglich neu freudig empfangen können! Danke, Wurm, der du in unserem Leben drin bist und uns zur Dankbarkeit mahnst!
DER TÄGLICHE tz-RATGEBER heute: Glaubensfragen (Merkur/tz 06.09.2024)