15.07.2022 - Seelsorge-Kolumne in der tz

 
Der tägliche tz-Ratgeber
heute: Ihre Sorgen


Was Gottes Garten alles zu bieten hat


In Gottes großem Garten gibt es viele Arten Obst und Gemüse: Äpfel und Birnen, die man nicht vergleichen soll, Stachel- und Erdbeeren, Rüben, Salat, Tomaten und – Gurken. Mit der hat es Besonderes auf sich, sie steht nämlich für mehr als sich selbst, wie Pfarrer Habdank mit einem Augenzwinkern ermittelt hat.

Hierzu Gedanken von Pfarrer Johannes Habdank

 

 
 

Im Supermarkt findet man eine riesen Auswahl von Gurken: große Gurken, kleine Gurken, Bio-Gurken, Essig-Gurken im Glas mit verschiedenen Geschmäckern, Peperoni-würzig oder mit Dill, Spreewaldgurken, Gurken mit Knoblauch oder ohne, kleine Cornichons, scharf oder mild, Gurken geschnippelt oder ganz, ganz wonach einem der Geschmack gerade ist. Alles Gurke, oder was? Was keinem Käufer dabei klar ist: Die Gurke hat eigentlich einen höheren Sinn! Den sieht man ihr aber im Supermarktregal nicht mehr an. Sie hat einen guten, sogar sozialen Hintersinn: Das alte englische Wort für Gurke heißt nämlich „Cucumber“. Einige Etymologen glauben, es handele sich hierbei um eine Wortverwandtschaft mit dem gallolateinischen „comboros“, „Zusammengetragenes“. Woraus sich wieder das altdeutsche „Kumber“ mit der Bedeutung „Schutt“, „Last“, „Bürde“ herleiten könnte. Und daher kommt auch unser deutsches Wort der „Kümmerer“.
 
Es geht also ums Kümmern. Zum Beispiel um Alte und Kranke, Schwache und alle, die Hilfe brauchen. Wenn du dich um sie kümmerst, machst du dich im besten Sinne des Wortes zur „Gurke“, zum Kümmerer. Unser Sozialstaat ist in diesem Sinne ein „Gurken“-System, weil es sich systematisch um sozial Schwache kümmert. Unsere Kirchen, die Caritas und die Diakonie sind „Gurken“, wenn sie sich vielfältig sozial kümmern, um Alte, Kranke, Blinde und Gehörlose, Strafgefangene zu ihrer Resozialisierung, um geistig und körperlich mehrfach Behinderte, aber auch um Asylsuchende oder um Trauernde, beratungsbedürftige Alleinerziehende – um Menschen in egal welcher Not, welche und woher auch immer sie seien. Sich kümmern, darum geht es. „Gurke“ sein oder nicht sein, das ist die Frage!
 
Die Zahl und Art derer, die sich kümmern in Staat und Gesellschaft, ist Gott sei Dank immer noch groß. Vor allem die der vielen Ehrenamtlichen! Man muss es auch wirklich nicht nur gut meinen, sondern auch gut tun, dieses Kümmern. Der gute Wille ist das eine, das gut Machen aber immer das andere. Und zwar so, dass es den Menschen auch wirklich hilft. Damit die große Gruppe derer, die Gutes tun wollen, nicht zur „Gurkentruppe“ wird.

Wer dabei mitmacht? Das können gerne viele Verschiedene sein: große Gurken, kleine Gur-ken, Bio-Gurken. Essig-Gurken ... Hauptsache mitmachen und gut machen!

 

DER TÄGLICHE tz-RATGEBER heute: Ihre Sorgen (Münchner Merkur/tz, 15.07.2022)