Gottesdienst mit Agapemahl
am Gründonnerstag, 17.04.2025
im Katharina von Bora Haus, Berg
mit Prädikant Peter Schickel
Bilder von der Veranstaltung sind hier zu sehen.
Nachfolgend die Predigt zum Nachlesen.
Herzlichen Dank an Catharina und Timm Ohlhof (Geige und Klavier) für die wunderbare musikalische Gestaltung!
Gottesdienst mit Agapemahl
am Tag der Einsetzung des Heiligen Abendmahls,
am Gründonnerstag, dem 17.04.2025,
mit Prädikant Schickel
"Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder,
der gnädige und barmherzige HERR." Ps 111,4
Szenische Lesung des Evangeliums Mt 26, 17-30
Predigtlesung 1. Kor 11, 17-26
Predigt über die Einsetzung des Heiligen Abendmahls
Liebe Gemeinde!
Paulus scheint in unserem Predigtwort mit der Gemeinde in Korinth - auf Bayerisch sagt man - einen rechten Grant zu haben. Da tun sie so gemeinschaftlich und halten doch nicht Frieden miteinander. Ja, wenn es ums Essen geht, dann sind sie auf einmal wieder uneins. Beim Abendmahl scheint das dann sichtbar zu werden.
Wir haben die Abendmahls-Worte, die uns Paulus da überliefert schon oft gehört, im Gottesdienst. Unser heutiges Predigtwort von Paulus ist übrigens der älteste Bericht vom Abendmahl überhaupt. Und schon damals scheint es darüber Streit gegeben zu geben. Aber haben wir uns schon einmal über diese sogenannten Einsetzungsworte Gedanken gemacht? Wir kennen sie gut - und trotzdem ist es hilfreich, ihnen einmal besonders nachzugehen. Das ist am Festtag der Einsetzung des Abendmahls heute die Gelegenheit.
Liebe Gemeinde, es ist die Nacht, in der Jesus um seinen Weg, um sein Leiden, um seinen Tod mit Gott ringen wird; es ist die Nacht der Gefangennahme und der Verleugnung. "In der Nacht, da er ausgeliefert wurde" - so beginnen auch die Einsetzungsworte.
Die Dunkelheit, das Drohende ist fast zu fühlen. Was an diesem Abend geschieht ist bedrohlich - der Schatten des Kreuzes liegt über allem, auf den Jüngern, auf dem Tisch.
Dennoch soll es auch ein Festmahl sein, ein fröhliches Mahl, der Tisch ist weiß gedeckt. Das kennen wir ja auch, das Feiern, die Freude an einem Festtag, obwohl auf manchem Leben ein Schatten liegt.
Aber heute sehen wir Christus nicht – vielleicht erkennen wir ihn aber in Brot und Wein wie die Emausjünger später, und glauben, erwarten, erbitten doch seine Gegenwart!
"Da nahm er das Brot, dankte, und gabs seinen Jüngern".
Wir sehen nur die Geste des Weitergebens, aber wir können uns gut vorstellen, wie Jesus das Brot in die Hände nahm, über ihm das Dankgebet für die Passahfeier sprach, so wie es jeder jüdische Hausvater beim Festmahl und beim Passah zu tun pflegte.
Dieses Dankgebet ist so wichtig gewesen im Judentum und auch für die ersten Christen, dass es dem Abendmahl einen Namen gegeben hat: "Eucharistie", das griechische Wort für "Danksagung". Ein Wort, das auch Martin Luther kannte, wenn er zum Beispiel sagt: "Ich will zur Eucharistia gehen, … zu dem Amt, da man Gott dankt und lobt in seinem Sakrament".
Danksagung im Angesicht des drohenden Kreuzesschattens? Im Wissen um die Nacht, die auf Jesus zukommen wird?
Es ist der Dank für die Welt, die Gott erschaffen hat, dafür, dass er für die Menschen sorgt und die Welt erhält. Es ist der Dank für alle Bewahrung und Rettung, die das Volk Israel erfahren hat, seit Gott es zu seinem Volk gemacht hat.
"Wer ist wie der Herr, unser Gott, im Himmel und auf der Erde? ... Der niederschaut in die Tiefe, der den Geringen aufrichtet aus dem Staube und erhöht den Armen aus dem Schmutz." "Ich liebe den Herrn, denn er hört die Stimme meines Flehens." "Sei nun wieder zufrieden, meine Seele, denn der Herr tut dir Gutes. Denn er hat meine Seele vom Tode errettet. … Ich werde wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen." Verse aus dem jüdischen Seder-Gebet, aus den Psalmen 113 und 115.
Im Spiegel dieser Worte sehen wir vor uns, was Jesus nach dem Mahl erwartet und in welcher Hoffnung er seinen Weg antreten kann. "Eucharistie" – "und er sagte Dank", auch für das, was wir nur erahnen können, für das, was zwischen ihm und dem Vater an Vertrautheit, an untrüglicher Gemeinschaft gewachsen war und das sich jetzt bewähren sollte.
Vielleicht ist das für uns ein Hinweis, den Dank beim Abendmahl auch persönlich zu entdecken: Nicht nur für alles, was uns an Gutem umgibt, nicht nur für die Schönheiten der Natur, die Pflanzen, die jetzt zu blühen beginnen, nicht nur für unser Leben und das von lieben Menschen und Freunden; nicht nur für die Liebe, die auch in unserem Leben Gott abbildet. Manchen unter uns geht es nicht gut, da steigt kein Dank ins Herz. "Und er sagte Dank" – Jesus übt Danken im Angesicht des Leidens und seines Todes. Danken kann man üben und feiern. Und wir können lernen, in diesem Dank gegen Gott geborgen zu sein, ganz gleich, wie es uns geht: "Denn der Herr tut dir Gutes. ... Er hat meine Seele vom Tode errettet."
Das Abendmahl könnte immer wieder eine Möglichkeit sein, den persönlichen Dank vor Gott zu bringen. Wenn wir dann singen, vor dem Abendmahl: wenn wir zur Austeilung kommen, dann können wir Gott einfach sagen, wofür wir heute danken können. Mit allem, was schmerzt. Zum Abendmahl gehen: den Dank feiern, auch unter dem Schatten des Kreuzes.
"Und Jesus nahm das Brot, dankte und brach es." Das Brechen ist zunächst ein notwendiger Brauch, denn Fladenbrot, noch dazu das ungesäuerte, kann man nicht schneiden. Es wurde gebrochen und herumgegeben, damit es jeder benutzen konnte, auch als Esswerkzeug. Aber es ist mehr: "Das Brotbrechen" ist eine andere Bezeichnung für das Abendmahl selbst. Mit dem Brotbrechen zeigt uns Jesus etwas von sich selbst: Er selber ist es, der sich zerbrechen und austeilen lässt: Das gebrochene Brot - er selbst für uns.
In der orthodoxen Liturgie und heißt es "Das ist mein Leib, für euch gebrochen", eine andere Lesart der alten Handschriften. Auch in alten Lutherbibeln (1912) steht es so, und es erklärt, was es heißt: "für euch gegeben".
Für euch gebrochen:
In der Mitte des Abendmahltisches heute liegt ein Brot. Es wird zerbrochen. Es zerspringt förmlich beim Brechen. Es ist das Symbol für Christus. Christus selbst, zerbrochen, zersprungen.
(Ich breche das Brot mit Knacks).
Haben Sie den Knacks gehört?
Was das bedeutet, spüre ich manchmal auch nach dem Abendmahl. Wenn ich schon wieder auf meinem Platz stehe und nach der Gemeinsamkeit im Kreis mit den Anderen wieder einen Moment allein bin – allein mit Christus. Manchmal fühle ich mich vorher und nachher auch etwas angeknackst - aber ich bin jetzt nicht mehr allein damit. Er, er ist mir nah, er weiß etwas davon. Ich erzähl es ihm dann. Aber er weiß es ja schon. Das Gefühl seiner Nähe tröstet mich. Und sie tröstet nicht nur mich, sondern immer wieder andere Menschen, denen auch etwas im Leben zerbrochen und zersprungen ist: was auch immer, eine Beziehung, die Gesundheit, die Arbeit, ein Lebensinhalt.
Das gilt auch für viele, die selbst Scherben angerichtet haben. Es gilt hier auch dem Judas: Er geht hinaus. Seine letzte Hoffnung? Christus, gebrochen auch für ihn, für jeden, der enttäuscht ist in seiner Hoffnung, für jeden, der zum Verräter wird, den das Böse überwältigt? "Er wird das geknickte Rohr nicht zerbrechen". Das ist auch unsere Hoffnung! Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, hier an seinem Tisch - und einmal endgültig.
Haben Sies gesehen vorhin bei der szenischen Lesung? Jesus schaut Judas nach. Jesu Erbarmen liegt in seinem Blick. Hat sein Blick der Erbarmung auch Judas getroffen? Vielleicht, wahrscheinlich, sicher.
Liebe Gemeinde, das zweite Abendmahlswort mit dem Kelch ist für mich schwieriger als das mit dem Brot. "Dieser Kelch ist der neue Bund" - das "Neue Testament", wie es Luther übersetzt hat – "in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden."
Mit dem Wort vom Blut tun wir modernen Menschen uns schwer. Blut, das war damals der Inbegriff für das Leben: Mein Blut - das bin ich selbst, mein Leben, vergossen, hingeschüttet, aus Liebe, für euch. Jeder und jede einzelne hier sind gemeint: mein Leben für dich, damit du wieder mit Gott verbunden bist. Ich für dich, damit wieder alles gut ist zwischen dir und Gott, was auch immer war - das verspricht er uns bei jeder Mahlfeier, und heute auch in der Beichte.
"Und er gab's seinen Jüngern und sprach: Das tut zu meinem Gedächtnis." Sie gaben das Brot weiter, so wie wir es nachher machen werden; Und wenn wir das Abendmahlswort hören und an Jesus denken und einen Schluck vom Abendmahlswein trinken, gibt Jesus sich darin auch weiter. Es geht dabei nicht um den Kelch - ob der Kelch aus Gold ist oder schlicht aus Ton egal. Jesus gibt sich selbst im Trinken vom Abendmahlswein weiter – in einem Schluck seines Lebens - so hingegeben, vergossen, hingeschüttet, aus Liebe, für uns.
Wir trinken einen Schluck von seinem Leben - unabhängig von unserem Wissen, unserem Verstehen. Vielleicht kann man ein Leben lang nicht ganz „verstehen“, wie hier Jesu Leben weitergegeben wird: dass darin Christus und mit ihm der große Gott selber zu uns kommt in so einem Stückchen Brot, einem Schlückchen Wein, und wir Frieden haben. Wir erfassen es nicht mit unserer ganzen Vernunft nicht – aber wir können darauf vertrauen! Und wenn wir das tun, dann tut es etwas mit uns.
Wo Gott gegenwärtig ist,
verändert sich die Welt.
Es verändern sich die Menschen.
Durch Worte werden Brot und Wein in einen neuen Beziehungsrahmen versetzt.
Wenn das Sein Beziehung ist, verändert sich damit nicht auch ihr Sein?
Gott ist die Kraft, die schöpferisch verändern kann, auch wenn Menschen keine Veränderung sehen.
Jesus hat uns beauftragt, diese Geschichte vom Abendmahl immer wieder zu erzählen und immer wieder das Mahl so zu feiern: Damit viele Menschen Anteil haben an seiner Liebe, an seiner Nähe an seinem Leben. Seine Einladung gilt an uns alle.
Das Abendmahl ist ein Fest für sich, und wann immer uns danach ist, sollen wir ohne Bedenken und mit Freude daran teilnehmen können. Wenn wir jetzt vorher die Beichte feiern, dann ist das auch ein Fest mit eigenem Charakter, die Chance, persönlich zugesprochen zu bekommen, dass alles, was uns von Gott trennt, aufgehoben ist und nicht wieder gegen uns aufsteht. Die Beichte ist eine Möglichkeit, uns auf die Begegnung mit Christus vorzubereiten, so wie man sich auf eine große Einladung, auf ein Fest eben, vorbereitet.
Liebe Gemeinde,
Gründonnerstag - Greindonnerstag. Ein Festtag wenige Tage vor Ostern, ein Festtag aber nur, weil wir Ostern schon gefeiert haben. Wir können uns darauf verlassen: Jesus Christus, der Auferstandene, kommt zu uns. Er, der in Gottes Licht lebt, uns voraus, hält mit uns das Mahl, das Fest, das vorweg feiert, was uns einst in der Vollendung erwartet.
So steht es auch am Ende der Bibel und so schließt auch Paulus seinen Korintherbrief.
Maranata, komm o Herr.
Maranata!?23 Die Gnade des Herrn Jesus sei mit euch!? (Kor 16,22)
Auf dass Friede werde.
Hier und Jetzt und Immerdar.
Komm.
Friede.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.