Musikalischer Abendgottesdienst "Lust auf Kirche!"
mit Pfarrer i.R. Dr. Gerhard Pfister
um 18.30 Uhr im Katharina von Bora-Haus
Pfarrer Johannes Habdank stellt der Kirchengemeinde die Konfirmanden vor, die eine Woche später in der Kath. Pfarrkirche Aufkirchen feierlich konfirmiert werden.
Es musiziert die Farchner Saitenmusi.
Nachstehend die Predigt zum Nachlesen. Fotos vom Gottesdienst in der Bildergalerie.
Predigt am 7. Mai 2023 von Pfarrer Dr. Gerhard Pfister im musikalischen Gottesdienst „Lust auf Kirche!“ mit Vorstellung der Konfirmanden und evangelischer „Maiandacht“
Unser heutiger musikalischer Gottesdienst aus der Reihe „Lust auf Kirche“ hat, eingebettet in die wunderbare alpenländische Volksmusik der Farchner Saitenmusi, zwei Schwerpunkte:
Der erste ist die Vorstellung der Konfirmanden, die am kommenden Samstag in der Kirche in Aufkirchen konfirmiert werden und sich jetzt eine Woche vorher der Gemeinde vorstellen. Zu der Zeit, als ich Konfirmand war, wurde die Konfirmandenvorstellung in der Regel Konfirmandenprüfung genannt. Denn es war tatsächlich eine Prüfung, wo die Konfirmandinnnen und Konfirmanden sich mit den Stücken aus dem Konfirmandenunterricht vorstellten, die sie auswendig zu lernen hatten. Meine eigene Konfirmandenprüfung ist mir in sehr lebendiger Erinnerung geblieben, weil da aus einer sehr peinlichen Situation ganz plötzlich Heiterkeit entstand. Unser junger Pfarrer, der erst einige Monate in der Gemeinde und in diesen Monaten lange krank war (der Konfirmandenunterricht war deshalb oft ausgefallen), empfand die Konfirmandenprüfung wohl auch als Prüfung für sich selbst, ob er den Konfirmanden auch genug beigebracht hatte. Es war dann auch alles recht mühsam. Bei einem meiner Mitkonfirmanden war es sogar hoffnungslos. Er wusste gar nichts, weder einen Liedvers noch irgend etwas zu den Geboten oder dem Glaubensbekenntnis aus dem Katechismus.In seiner Verzweiflung fragte der Pfarrer „Weißt du wenigstens ein Wort aus der Bibel?“ und der Konfirmand sagte spontan „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“. Der Pfarrer war völlig überrascht und begeistert: „Wunderbar, jetzt ist ja alles gut“. Aber die anderen Konfirmanden und viele aus der Gemeinde mussten lachen. Denn dieses Bibelwort war an der Wand des Gemeindesaals hinter und über dem Pfarrer groß gemalt zu lesen. Ein Heiterkeitserfolg, und die Prüfung wurde dadurch wirklich zur Konfirmandenvorstellung.
Der zweite Schwerpunkt in diesem Gottesdienst hat sich herausgebildet, weil unser heutiger musikalischer Gottesdienst Lust auf Kirche nicht wie die anderen Gottesdienste dieser Reihe in Aufkirchen stattfindet. Denn dort ist heute Abend Maiandacht, d.h. Marienandacht, denn der Mai ist in der katholischen Kirche der Marienmonat. Daraus entwickelte sich die Frage, wie es die Evangelischen, wie wir es mit Maria halten, und Pfarrer Habdank hat mich gebeten, heute mit Ihnen darüber ein wenig nachzudenken.
Bis zum Ausbruch der Coronapandämie wurde in Aufkirchen genau wie in den meisten anderen katholischen Pfarreien an jedem der 31 Tage des Monats Mai eine solche Marienandacht abgehalten, Corona brachte das wie vieles andere zum Erliegen und jetzt ist wieder ungefähr an jedem zweiten Tag eine solche Maiandacht, also Marienandacht. Die Marienfrömmigkeit spielt eine große Rolle in der katholischen Kirche. Sie hat sogar bis ins 20. Jahrhundert hinein dazu geführt, dass Päpste mit dem Anspruch der Unfehlbarkeit Mariendogmen verkündeten, etwa Pius XII im Jahr 1950 das Dogma von der Himmelfahrt Marias nach Leib und Seele, der „körperlichen und seelischen Aufnahme in die himmlische Glorie“. Das war keine Idee des 20. Jhd., die entsprechende Marienlegende stammt wahrscheinlich aus der Spätantike und fand im Mittelalter viele Verehrer, auch hier in unserer Gegend. Die im Jahr 1500 geweihte Wallfahrtskirche in Aufkirchen ist wie wohl auch schon ihre kleinere Vorgängerkirche nicht einfach eine Marienkirche, sondern sie ist die Kirche „Mariae Himmelfahrt“, nicht einmal die einzige, es gibt sehr viele davon in Bayern und anderswo. Insofern hat der Papst im Jahr 1950 als verbindlich zu glaubendes Dogma verkündet, was in der katholischen Volksfrömmigkeit schon lange und weit verbreitet war. Wir wissen wahrscheinlich alle, ich nehme an auch ihr Konfirmanden, dass das bei den Evangelischen anders ist. Sie sind anscheinend dagegen. Aber wissen sie auch, wofür sie sind? Wofür wir sind, wenn es um Maria geht? Weil das, also das Positive weit weniger klar ist, entstand die Idee, einmal in einem musikalischen Gottesdienst, am besten im Marienmonat Mai, die Gedanken dazu anzuregen.
Denn es ist tatsächlich so, dass die evangelische Kirche von Anfang an sehr viel von Maria hält, gerade weil sie sich allein auf die Bibel und nicht auf irgendwelche spätere kirchliche Traditionen und Dogmen stützt.
Martin Luther, der wider Willen zum Gründer der evangelischen Kirche wurde, weil er ja nicht eine zweite Kirche neben der katholischen gründen, sondern die ganze Kirche erneuern=reformieren wollte, war ein großer Marienverehrer. Er hat das immer wieder herausgestellt, sogar ein ganzes Buch darüber geschrieben und es seinem Kurfürsten Friedrich dem Weisen gewidmet. Luther war ja im Hauptberuf Universitätsprofessor für die theologische Bibelwissenschaft, deshalb ist dieses Buch eine Auslegung der biblischen Berichte über Maria, vor allem über den sog. Lobgesang der Maria, nach seinem lateinischen Anfangswort „Magnificat“ genannt (magnifcat anima mea dominum, meine Seele erhebt den Herrn).
Maria fasst die Erfahrung, die sie mit Gott gemacht hat, in diesem Lobgesang zusammen: „Meine Seele erhebt den Herrn. Ich lobe den Herrn aus tiefstem Herzen. Alles jubelt in mir über Gott, meinen Retter. Denn er wendet sich mir zu, obwohl ich nur seine unbedeutende Dienerin bin. Von jetzt an werden mich alle Generationen glückselig preisen. Denn Gott, der mächtig ist, hat Großes an mir getan.“ Maria jubelt und preist Gott, dass sie, die ganz einfache und unscheinbare sehr junge Frau, vermutlich um die 14 Jahre alt, den Erlöser der Welt, den Gottessohn auf die Welt bringen wird. Maria jubelt und preist Gott, und sie regt uns Christen damit an, dass wir uns zusammen mit ihr über den als Kind in der Krippe Mensch gewordenen Gott freuen und ihm lobsingen, und dass wir das nicht nur einmal im Jahr an Weihnachten tun.
In diesem Gotteslob, das hebt Luther besonders hervor, ist freilich der Gedanke an Maria untrennbar enthalten, also die Marienverehrung in der Gottesverehrung und Christusverehrung, eingeschlossen. Maria weiß, dass sie vor dem allmächtigen Gott nichts vorzuweisen hat. Dennoch werden sie von nun an selig preisen alle Kindeskinder, aber nicht wegen ihrer besonderen Vorzüge, sondern im Blick auf das, was Gott an ihr getan hat. Luther stellt fest: „Die großen Dinge sind nichts anderes, als dass sie Gottes Mutter geworden ist. In diesem Werk sind ihr so viele und große Güter gegeben, dass sie niemand begreifen kann. Denn da folgt alle Ehre, alle Seligkeit und dass sie im ganzen menschlichen Geschlecht eine einzigartige Person ist, über allen, der niemand gleich ist, dass die mit dem himmlischen Vater ein solches Kind hat.“ Alles, was Maria singt, singt sie von Gott und Gottes Tun.
Aber dies alles singt sie als durch ihre eigene Erfahrung bezeugtes Geschehen, welches durch Gottes Gnade in ihr selbst, in ihrem eigenen Leib seinen Anfang genommen hat. Sie hat Jesus, ihren Sohn, nicht immer verstanden, es gab immer wieder Konflikte. Aber sie hat immer zu ihm gestanden, sogar bei der Hinrichtung unter dem Kreuz bei dem sterbenden Sohn ausgehalten, als seine engsten Anhänger und Freunde, die später Apostelfürsten genannt werden, längst davongelaufen waren. Und die Bibel, genauer die Apostelgeschichte des neuen Testaments, erzählt auch, dass sie nach Jesu Tod und Auferstehung in der christlichen Urgemeinde zusammen mit diesen Aposteln eine ganz wichtige Persönlichkeit, die wichtigste Frau war.
Soweit ein paar evangelische Gedanken über Maria. Evangelisch sind sie nicht nur, weil sie von evangelischen Theologen aus 6 Jahrhunderten kommen. Evangelisch sind sie vor allem, weil sie direkt aus dem Evangelium der Bibel gewonnen sind, vor allem aus dem Lukasevangelium, in dem wir gleich im ersten Kapitel das Magnificat, den Lobgesang Marias finden:
Ich lobe den Herrn aus tiefstem Herzen.
Alles jubelt in mir über Gott, meinen Retter.
Denn er wendet sich mir zu, obwohl ich nur seine unbedeutende Dienerin bin.
Von jetzt an werden mich alle Generationen glückselig preisen. Denn Gott, der mächtig ist, hat Großes an mir getan.
Sein Name ist heilig. Er ist barmherzig zu denen, die ihm Ehre erweisen von Generation zu Generation.
Er hebt seinen starken Arm und fegt die Überheblichen hinweg.
Er stürzt die Machthaber vom Thron und hebt die Unbedeutenden empor.
So hat er es unseren Vorfahren versprochen, Abraham und seinen Nachkommen für alle Zeit.
Amen