16.06.2024 - Jubiläum: Festgottesdienst

Festgottesdienst
Bildrechte Wolfgang Steigemann

Gottesdienst zum 20-jährigen Jubiläum der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Berg mit anschließendem Gemeindefest

um 10:00 Uhr im Katharina von Bora-Haus, Berg

mit Pfarrer Johannes Habdank

Fotos und Videos in der Bildergalerie.

Nachstehend die Predigt zum Nachlesen. 

 

Predigt von Pfarrer Johannes Habdank über Einheit und Vielfalt der christlichen Gemeinde 

 

Predigttext: 1. Korinther 12

1 Über die Gaben des Geistes aber will ich euch, Brüder und Schwestern, nicht in Unwissenheit lassen. 2 Ihr wisst: Als ihr Heiden wart, zog es euch mit Macht zu den stummen Götzen. 3 Darum tue ich euch kund, dass niemand, der durch den Geist Gottes redet, sagt: Verflucht sei Jesus. Und niemand kann sagen: Jesus ist der Herr, außer durch den Heiligen Geist. 4 Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. 5 Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. 6 Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen. 7 Durch einen jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller. 8 Dem einen wird durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben; dem andern ein Wort der Erkenntnis durch denselben Geist; 9 einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist; 10 einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen. 11 Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist, der einem jeden das Seine zuteilt, wie er will.

12 Denn wie der Leib einer ist und hat doch viele Glieder, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus. 13 Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt. 14 Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. 15 Wenn nun der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum gehöre ich nicht zum Leib!, gehört er deshalb etwa nicht zum Leib? 16 Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum gehöre ich nicht zum Leib!, gehört es deshalb etwa nicht zum Leib? 17 Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch? 18 Nun aber hat Gott die Glieder eingesetzt, ein jedes von ihnen im Leib, so wie er gewollt hat. 19 Wenn aber alle Glieder ein Glied wären, wo bliebe der Leib? 20 Nun aber sind es viele Glieder, aber der Leib ist einer. 21 Das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich brauche dich nicht; oder wiederum das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht. 22 Vielmehr sind die Glieder des Leibes, die uns schwächer erscheinen, die nötigsten; 23 und die uns weniger ehrbar erscheinen, die umkleiden wir mit besonderer Ehre; und die wenig ansehnlich sind, haben bei uns besonderes Ansehen; 24 denn was an uns ansehnlich ist, bedarf dessen nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, 25 auf dass im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder einträchtig füreinander sorgen. 26 Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. 27 Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ein Glied. 28 Und Gott hat in der Gemeinde eingesetzt erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, dann gab er die Kraft, Wunder zu tun, dann Gaben, gesund zu machen, zu helfen, zu leiten und mancherlei Zungenrede. 29 Sind sie denn alle Apostel? Sind sie alle Propheten? Sind sie alle Lehrer? Haben sie alle die Kraft, Wunder zu tun, 30 haben sie alle Gaben, gesund zu machen? Reden sie alle in Zungen? Können sie alle auslegen? 31 Strebt aber nach den größeren Gaben! Und ich will euch einen noch besseren Weg zeigen. 

Predigt:

Liebe Gemeinde,

in einer modernen offenen, volkskirchlichen Gemeinde, wie wir es sind, die keine sog. Freikirche oder gar geschlossene Sekte mit hohem Homogenitäts- und Gesinnungsdruck auf den Einzelnen ist und sein will, gibt es vielleicht nicht gerade so viele Glaubensrichtungen wie es Gemeindeglieder gibt, aber doch eine Vielzahl. Das liegt daran, dass die Menschen aus ganz unterschiedlichen Generationen und religiösen Traditionen stammen und sich in ihrer je persönlichen Biografie auch ganz unter-schiedlich bis hierher entwickelt haben. Diese Vielfalt ist auch größer als es das normale Schema „Kerngemeinde – Distanzierte“  nahelegt, das auf die sichtbare Bindungsintensität der Gemeindeglieder anhand zählbaren Teilnahmeverhaltens abzielt. Die meisten gehen einmal im Jahr in die Kirche, Weihnachten wird´s sicher wieder voll sein, bei Konfirmationen und zunehmend bei Erntedank auch. Ansonsten bedient man sich des kirchlichen Angebots der Taufe, der Konfirmation, der Trauung, vielleicht noch eines Ehejubiläums und dann wieder zur Beerdigung. Das nennt man das sog. Kasualchristentum, weil man bei einzelnen „Casus“ = Fällen, Gelegenheiten zu Wendezeiten im Leben teilnimmt, auch in Lebenskrisen nicht nur einen Therapeuten aufsucht, sondern doch auch immer noch mal den Pfarrer. Eine Studie auf der Basis von repräsentativen Befragungen aus den 90er Jahren trug einmal den Titel „Fremde Heimat Kirche“. Vieles an der Kirche ist den modernen Menschen fremd geworden, und doch ist sie noch Heimat geblieben, aber eben in einem distanzierten Verhältnis. Als „Christen auf Halbdistanz“ wurden diese Menschen apostrophiert, das ist ein Ausdruck aus der Boxersprache. Immerhin: der Boxer kämpft noch, viele sagen aber, dass die meisten dieser Christen nicht mehr kämpfen würden, weder um einen oder den Glauben noch, und nicht einmal mehr gegen die Kirche, sondern: Gleichgültigkeit mache sich breit, so dass etwa ein Kirchenaustritt nur noch die letzte Konsequenz sei, die geistige Emigration sei längst geschehen. Wobei ich dann zu bedenken gebe, dass ja auch aufgrund gewisser dogmatischer Rückständigkeiten und geistiger Modernisierungsverweigerung die Kirche vielfach auch selbst aus der modernen Gesellschaft emigriert ist - man kann es nicht immer „den Leuten“ anhängen! Das wäre zu einfach! Vielleicht hat die Kirche, in welcher Gestalt auch immer, selbst zu wenig für diese Menschen getan, haben wir uns zu wenig gekümmert oder uns ihnen zu wenig geöffnet. Daran wird weiter zu arbeiten sein, denke ich. Eine schwierige Aufgabe.

Einheit und Vielfalt der christlichen Gemeinde: Was hält eine volkskirchlich offene Gemeinde wie die unsere zusammen? Die Vielzahl der Einzelnen und der Glaubensrichtungen an sich macht noch keine Gemeinde aus. Das wäre nur die zusammengezählte Summe, aber noch keine qualitativ definierte Einheit.

Auf das Beziehungsgeflecht dieser Menschen kommt es an, wie sie sich zueinander verhalten und miteinander kommunizieren, aufeinander ein-gehen und Bezug nehmen, Meinungen und Glaubensansichten miteinander austauschen und verbinden, wie sie „auf- und  gegeneinander einwirken“, wie es vor 200 Jahren Schleiermacher gesagt hat, der bedeutendste protestantische Theologe seit Luther: Kirche als offene wechselseitige Impuls- und Kommunikationsgemeinschaft in ethischen und religiösen Dingen und als Lebensgemeinschaft von Teilnehmenden und Teilgebenden, ja, Gebenden dessen, was sie einbringen können und wollen, und Nehmenden im Sinne von Partizipieren: Teilhaben an dem, was andere einbringen.

Die sichtbare Gemeinschaft im Gottesdienst und in vielen anderen Veranstaltungen und Lebensäußerungen der Gemeinde wie Ehrenämtern und Nebenämtern, Aufgaben, aber auch Gaben und gemeinsamen Feiern vom Abendmahl bis zum Gemeindefest, das ist das Eine, das Greifbare. Diese sichtbare Gemeinschaft wird getragen von der unsichtbaren, ideellen Gemeinschaft der Gläubigen. Eine Unterscheidung, die wesentlich war für Martin Luther. Sichtbare und unsichtbare Kirche. Die sichtbare ist die Institution, Landeskirche und Gemeinde, die Ämter, alles was wir organisieren in seiner ganzen Vielfalt und in seinem Reichtum.

Die unsichtbare, das ist die geistlich-geistige Ebene, sie ist die in Einheit geglaubte Gemeinschaft der Heiligen, derer, die Gott zugehören. Und die Einheit liegt begründet in keinem Bischof, auch nicht dem von München, Hannover oder gar Rom, keinem Pfarrer, keinem Kirchenvorstand, auch nicht in irgendeiner kirchenrechtlich fixierten Organisationsstruktur, auch nicht durch uns alle hier, sondern in etwas, was allen Christen selbst unverfügbar ist und vorausliegt: die Einheit liegt allein begründet im Heiligen christlichen Geist. Er inspiriert alle, so verschieden sie sind, und stiftet die unsichtbare Einheit, die sich dann niederschlägt, oder besser: Gestalt gewinnt in lebendigen Gemeindebeziehungen und -formationen. So unterschiedlich die sichtbar gelebten Verhältnisse der Einzelnen zur Gemeinde auch sein mögen: Alle werden letztlich vom selben Geist getragen, auch wenn man´s nicht sieht, vom Heiligen Geist, oder: vom christlichen Gemeingeist, wie ihn Schleiermacher genannt hat: dem Geist, der Gemeinschaft stiftet und der ein christlicher ist, weil er ursprünglich von Christus ausgeht, dem ursprünglichen Anreger, Urbild und Geber unseres Glaubens.

Nun ist bei der einen der Glaube stärker ausgeprägt und so geartet, und bei dem anderen schwächer und vielleicht anders. Dass deswegen die einen den anderen den Geist absprechen, das steht niemandem zu. Ein Urteil über die religiöse Qualifikation des anderen steht niemandem in der Gemeinde Christi zu, außer dem, der jedem das Seine zugeteilt hat, und das ist der Heilige christliche Geist selbst.

Einheit und Vielfalt der christlichen Gemeinde:

Der Apostel Paulus schreibt im 1. Brief an die Korinther, Kapitel 12:

„Über die Gaben des Geistes aber will ich euch, liebe Brüder, nicht in Unwissenheit lassen. (…) Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen. In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller; dem einen wird durch den Geist gegeben, von der Weisheit zu reden; dem andern wird gegeben, von der Erkenntnis zu reden, nach demselben Geist; einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist; einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen. Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeden das Seine zu, wie er will.“

Liebe Gemeinde, bei aller Verschiedenheit der Begabungen und Gaben, die in die Gemeinde eingebracht werden, Fähigkeiten und Kompetenzen, Energie- und Fantasiepotentiale, aber auch Zeitbudgets, die jedem ganz unterschiedlich zur Verfügung stehen und die er einbringen kann und will – die Einheit liegt unsichtbar dahinter: in dem einen selben Geist, wie der Apostel sagt, sie kann nur geglaubt werden: sie aber trägt alles. Also eine Art virtuelle Einheit, die unsichtbar ist, aber irgendwie spürbar, sie muss sich aber immer wieder auch sichtbar zeigen. Wobei: Keiner braucht zu meinen, er trage zu wenig bei, und keiner, der mehr macht, hat das Recht, sich über andere, die weniger dabei sind und sich ein-bringen, zu überheben. Jeder soll froh und dankbar sein, dass ihm der Geist das Seine zugeteilt hat. Und das kann bei jedem mal mehr und mal weniger sein. Und gerade das Engagement etwa im Kirchenvorstand – und darüber hinaus in so vielen ehren- und nebenamtlichen Engagements – ist eben immer auch ein zeitlich begrenztes. Und auch sachlich bezogen begrenzt, definiert: Nicht jeder kann alles machen und nicht jeder soll sich allzuständig sehen, auch der Pfarrer nicht, sondern jeder soll das machen, was er von seinen Gaben und Interessen her am besten in die Gemeinde einbringen kann. Wie bei einem Leib und seinen vielen Gliedern: jedes hat seine Funktion für´s Ganze und das Ganze lebt nur von all den Verschiedenen im passenden Zusammenspiel. Und so ist es ja jetzt seit 20 Jahren bei uns in Berg.

Wie der Apostel weiter schreibt, der für diese arbeitsteilig-funktionale und ineinandergreifende Einheit der Vielfalt im Geiste das Bild des Leibes  verwendet:

„Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus.

Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, und sind alle mit einem Geist getränkt. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. (Und dann wird der Apostel köstlich konkret:)

Wenn aber der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte er deshalb nicht Glied des Leibes sein?

Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte es deshalb nicht Glied des Leibes sein? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder eingesetzt, ein jedes von ihnen im Leib, so wie er gewollt hat. Wenn aber alle Glieder ein Glied wären, wo bliebe der Leib? Nun aber sind es viele Glieder, aber der Leib ist einer. Das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich brauche dich nicht; oder auch das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht. Vielmehr sind die Glieder des Leibes, die uns die schwächsten zu sein scheinen, die nötigsten; Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied. Und Gott hat in der Gemeinde eingesetzt erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, dann Wundertäter, dann Gaben, gesund zu machen, zu helfen, zu leiten und mancherlei Zungenrede. Sind alle Apostel? Sind alle Propheten? Sind alle Lehrer? Sind alle Wundertäter? Haben alle die Gabe, gesund zu machen? Reden alle in Zungen? Können alle auslegen? Strebt aber nach den größeren Gaben!“

Und damit meint der Apostel Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Liebe Gemeinde! Man kann es auch mit der modernen Ökonomie im Gefolge von Adam Smith´s Prinzip der Arbeitsteilung sagen („Wohlstand der Nationen“): Jeder macht das, was er am besten kann, und bringt sich damit ein. Und damit wird der Gesamtnutzen für alle und jeden Einzelnen maximiert. Wie der Apostel schon sagt: In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller. Und das habe ich bisher in dieser Gemeinde auch so erlebt, auch im Kirchenvorstand ist das bisher so und wird auch so bleiben. Der KV ist hier wohltuender Weise kein Wichtigtuer-Verein, sondern das, was man heute ein Kompetenzteam nennt, mit einer großen Bandbreite von „Gaben“, Berufsprofile, Begabungen und Engagement-Möglichkeiten, die eingebracht wurden und einander bestens ergänzen zum Wohl der ganzen Gemeinde. Und so möge das bitte auch bleiben. Auch mit und unter den vielen anderen Ehrenamtlichen, die sich für das Ganze, je an ihrer Stelle einsetzen - vielen herzlichen Dank! Denn dann haben alle, die teilnehmen und teilgeben, die ganze Gemeinde am meisten davon.

Dazu muss aber auch die persönliche Chemie zwischen den Verschiedenen stimmen in so einem Gemeindegefüge.

Dazu passt, was der Apostel im berühmten Hohelied der Liebe, 1. Korinther 13, schreibt, wonach der Geist, der uns trägt, ein Geist der Liebe ist, der sich zwischen uns erweisen, verbreiten und untereinander und gegenüber anderen umsetzen lassen soll, und das bezieht sich natürlich auf alle, nicht nur auf den Kirchenvorstand, alle Ehren-  und Hauptamtlichen und mich.

Geist der Liebe? Welche Liebe ist gemeint? Eine Liebe, die der Liebe Gottes selbst sehr nahe ist, weswegen ihre Beschreibung und Gebot uns auch immer wieder unsere Grenzen aufzeigt, uns aber auch anspornt, sie zu verwirklichen, die eine Liebe, ohne die alles nichts ist:

„Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf.“

Das ist der hohe christliche Maßstab, aber auch die Zusage für ein gutes, gelingendes Zusammenwirken in der Gemeinde.

Ich wünsche uns allen für die kommenden Jahre in dieser Gemeinde,  dass wir uns von diesem Geist getragen wissen und das, was wir tun, in seinem Sinne geschieht. Und dass wir bei etwaigen Meinungsunterschieden oder -gegensätzen, die es – trotz großer Harmonie im Großen und Ganzen – ja auch immer wieder geben kann und wird, so miteinander umgehen, wie es Augustinus einmal formuliert hat – ich widme diesen Spruch jedem Brautpaar am Ende der Hochzeitspredigt, aber eigentlich ist er von Augustinus auf das Leben in der christlichen Gemeinde bezogen formuliert worden, die Worte sind 1600 Jahre alt, aber immer noch topp aktuell, sie lauten:

Miteinander reden und lachen, sich gegenseitig Gefälligkeiten erweisen,  einander Achtung erweisen, mitunter sich auch streiten, ohne Hass, so wie man es wohl einmal mit sich selbst tut, manchmal auch in den Meinungen auseinander gehen und damit die Eintracht würzen, einander belehren und voneinander lernen, die Abwesenden schmerzlich vermissen, die Ankommenden freudig begrüßen - lauter Zeichen der Liebe und Gegenliebe, die aus dem Herzen kommen, sich äußern in Miene, Wort und tausend freund-lichen Gesten und - wie Zündstoff den Geist in Gemeinsamkeit entflammen, so dass aus den Vielen eine Einheit wird.

Herr, wir bitten dich um die Einheit in deinem Geist, und die Vielfalt der Gaben zum Wohl der ganzen Gemeinde, in deinem Frieden, der höher ist alle Vernunft, all unser menschliches Dichten und Trachten, der  unsere Herzen und Sinne bewahre, jetzt und alle Zeit. Amen.