Predigt von Pfr. Johannes Habdank bei der Kinderchristvesper 2021
Über einige Gestalten der Weihnachtskrippe
Liebe Heiligabendgemeinde!
Wir haben auch heuer wieder die Weihnachtskrippe aufgebaut. Mit dieser Krippe, ihren Figuren und der Landschaft bin ich von klein auf aufgewachsen. Den Stall mit der Krippe, die Holzliege für Maria und den Hocker, und auch die Brücke und ein Lagerfeuer hat mein Papa selber gebaut für uns Kinder damals, die Landschaft wurde auch aus selbst gesammelten Steinen, zum Beispiel Lava vom Vesuv und vom Ätna oder Wurzeln und Äste und Zapfen von Bäumen aus Italien und der Schweiz gestaltet. Am Anfang waren es nur wenige Figuren, und jedes Jahr kamen neue dazu, auch immer mehr Geschenke fürs Christkind.
Die ersten Figuren waren natürlich das Christuskind und Maria und Josef, einige Hirten mit ihren Schafen, und dann die Heiligen drei Könige mit Pferd, Kamel und Elefant, die für die damals bekannte ganze Welt mit ihren Erdteilen Europa, Afrika und Asien stehen.
Warum drei Könige? In der Bibel steht nur etwas von drei Geschenken, die sie bringen: Weihrauch, Myrrhe und Gold sollen es gewesen sein. Und deswegen meint man, dass es drei Könige waren. Könige? Weise aus dem Morgenland, dem Orient, heißt es, also Sterndeuter, die dem neuen Stern am Himmel bis Bethlehem folgen, um das Kind anzubeten, der Stern soll ein Komet gewesen sein. Die Könige kommen erst zwei Wochen später an, sie waren nicht die ersten.
Drei Könige, viele Hirten, wenige Reiche, viele Arme. In der Gegend um Bethlehem gab es viele Hirten mit Ziegen und vor allem Schafen. Die Hirtenfelder bei Bethlehem kann man sich heute noch anschauen – gibt´s übrigens ein super palästinensisches Lokal bei den Hirtenfeldern heute … .
Ausgerechnet Hirten sind es, die als Erste von der Geburt des Christuskindes erfahren. Hirten, das sind zu biblischen Zeiten Menschen, denen ihre Herde oft gar nicht selber gehört hat. Aber die Hirten haben sich um die ihnen anvertrauten Tiere gekümmert, als wären es ihre eigenen. Ja, sie haben sogar mit ihren Tieren, mit der Herde gelebt, Tag und Nacht. Und gerade nachts war es wichtig, ganz nah bei den Tieren zu sein, weil nämlich Räuber und wilde Tiere unterwegs waren, die den Schafen gefährlich werden konnten. Aber die Hirten hatten gegen solche Feinde der Herde nur recht schwache Waffen, meistens einen Hirtenstab oder eine Keule, manchmal auch eine Steinschleuder, so wie König David, der ja auch einmal ein Hirte gewesen war und der mit einer einfachen Steinschleuder sogar den Riesen Goliath besiegt hatte. Ja, Hirte zu sein, das war auch ein gefährlicher Beruf, und ein unruhiger, unsteter Beruf. Die meisten Hirten zogen mit ihren Herden durch die Lande. Und wenn ihre Herden wieder einen Platz abgegrast hatten, zogen sie wieder weiter.
Immer wieder kamen sie auch in die Nähe eines Dorfes und lagerten dort mit ihren Herden. Das mochten die Dorfbauern oft gar nicht so recht, wenn die Herden der Hirten auf ihren Feldern grasten. Die Hirten waren den Dorfbewohnern und Bauern fremd, und man dachte, dass sie Räu-ber und Betrüger und Gewalttätige seien. Keiner mochte sie so recht, sie hatten ein schlechtes Ansehen, „gesellschaftliche Underdogs“ eben. Ja, man sagte sich damals, es gäbe keine miesere Beschäftigung in der Welt als die des Hirten. Wenn überhaupt, dann hatten sie nur das Ver-trauen von ihren Herren, die ihnen ihre Herde anvertraut hatten. Aber eigentlich mochte sie keiner gerne sehen oder haben – genau zu denen kommt die Botschaft von der Geburt des Christuskindes als erstes?
Und zwar durch Erscheinungen, die genau das Gegenteil von ihnen sind: Engel. Den Engel der Verkündigung und den ganzen Engelschor! Boten von Gott. Vom Himmel hoch, da komm ich her und bringe gute, neue Mär, der guten Mär bring ich so viel, davon ich singen und sagen will! So heißt es in einem Lied. Eine wunderbare Mär bringen die Engel: Mär, das ist kein Märchen, sondern eine rettende Botschaft von Gott selbst: Euch ist heute der Heiland geboren, der Retter der Welt, und dieses Kind heißt auch noch so: Jesus, der Name bedeutet: Gott rettet!
Waren wirklich die Hirten, die zur Geburt des Christuskindes gratulierten und es angebetet haben, die Ersten, die dabei waren?
Also ich glaube, da waren zwei andere vorher da: einmal natürlich der Esel, mit dem Josef und die hochschwangere Maria aus Nazareth daher kamen. Und dann wohl der Ochs, der schon im Stall war, als sie ankamen. Von Ochs und Esel steht zwar nichts in der Bibel, aber es muss so gewesen sein, jedenfalls haben die Menschen das bald so geglaubt und auch auf vielen Bildern so gemalt! Da blicken sich Ochs und Esel oft wissend an, wärmen das Kind mit ihrem Atem, sie beten, auf den Vorderfüßen kniend, darum manchmal mit Heiligenschein dargestellt. Ochs und Esel stehen für die unerlöste, seufzende Schöpfung, die leiden muss. Deswegen werden Ochs und Esel manchmal auch mit großen, erwartungsvollen Augen auf das Kind schauend dargestellt.
Hochaktuell! Tierethisch und umweltpolitisch.
„Ochs und Esel“, die Vorstellung stammt vom altbiblischen Propheten Jesaja. Bei ihm heißt es: „Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber mein Volk versteht´s nicht“ (Jesaja 1,3). Ochs und Esel scheint unmittelbar klar gewesen zu sein, in wessen Stall sie stehen, er wurde er an Weihnachten zum Stall des Christuskindes.
Uns Menschen, ob alt oder jung, scheint diese unmittelbare Einsicht nicht immer gegeben zu sein. Und deswegen sind Ochs und Esel nicht nur zwei possierliche Tiere in der Krippe. Sie sind auch Gestalten, die uns zum Glauben an das Christuskind anregen wollen.
Martin Luther hat einmal über diese Tiere gesagt: „Derowegen sollten wir unsere Häupter vor denen Ochsen und Eseln, gleich als vor unseren Lehrmeistern entblößen. Wir mögen an ihrem Exempel lernen. Die Menschen nämlich, die von ihrem Gott abgewichen sind, sind dümmer als ein Ochse und Esel. Denn was kann für eine Weisheit übrig bleiben, wenn man Gott nicht kennt?“
Ich wünsche Ihnen und euch allen eine fröhliche Geburtstagsfeier Jesu an Weihnachten und eine gesegnete Weihnachtszeit und – Ochs und Esel möchten unsere Vorbilder im Glauben sein!
Es geht um die Frage der persönlichen Religion, unseres Glaubens, ob wir dem Christuskind und dem, der aus ihm geworden ist, seinem Leben, seinen Worten und seinen Taten trauen. Trauen Sie dem, vertraust Du dem, was er gesagt und getan hat und wofür er eingetreten ist, Gottesliebe und Nächstenliebe? Dann wäre er nicht irgendwo und irgendwann, sondern auch in Ihnen, in Euch geboren, heute und für das ganze Jahr, das ganze Leben! So dass wir uns zurecht wünschen könnten:
Frohe Weihnachten!
Amen.