10.04.2022 - Palmsonntag

Gottesdienst mit Abendmahl


mit Pfarrerin Beate Frankenberger, Tutzing


um 10:00 Uhr im Katharina von Bora-Haus (FFP2-Maskenpflicht!)

Der Gottesdienst bildete den Abschluss der Predigtreihe "Gegenstände der Passion", worin Pfarrerin Frankenberger über das "Weizenkorn" sprach. Gleichzeitig wurde mit dem Gottesdienst die Karwoche 2022 eröffnet.

Nachstehend (ggf. "Weiterlesen" anklicken) das aufgezeichnete Livestream-Video zum Nachempfinden des Gottesdienstes und - im Anschluss daran - die Predigt zum Nachlesen.

Das aufgezeichnete Livestream-Video des Gottesdienstes zum Nachempfinden

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Predigtreihe "Gegenstände der Passion" - Das Weizenkorn - Predigt von Pfarrerin Beate Frankenberger, Tutzing


Johannes 12, 20-24

"Es waren aber einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren, um anzubeten auf dem Fest. Die traten zu Philippus, der aus Betsaida in Galiläa war, und baten ihn und sprachen: Herr, wir wollen Jesus sehen.

Philippus kommt und sagt es Andreas, und Andreas und Philippus sagen's Jesus.

Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt
es viel Frucht."



Wie zu einer Audienz eines Königs erscheinen sie. Sie melden sich an. So macht man das, wenn man auf einen großen Herren oder die Königin wartet. Man meldet sich heute noch an, bei der Sekretärin z. B. Wenn man ein wichtiges Anliegen hat, dann muss man heute noch an den Türwächtern großer Unternehmen vorbei.

Ich habe einmal für einen Verlag gearbeitet und musste da nervige Leute abwimmeln, die etwas von meinem Chef wollten. V.a., diejenigen, die etwas verkaufen wollten, hatten keine Chance.

Im Märchen muss der Held bei denen, die den Schatz bewachen, ein schier unlösbares Rätsel lösen. So einfach kommt man nicht heran, an das, was man begehrt.

So wirkt die Szene des heutigen Evangeliums. Einige Griechen treten an Philippus, einen der Jünger Jesu heran. Sie wollen Jesus sehen.

Aber so leicht wird das nicht: Philippus geht und sagt es Andreas, und Andreas und Philippus sagen's Jesus. Das dauert. Sie warten.

Der König erscheint. „Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde“. Rätselhaft erscheinen die Worte Jesu. Typisch Johannesevangelium. Nichts ist so wie es nach Außen hinaussieht. Immer etwas kryptisch, geheimnisvoll.

Was meint Jesus mit diesen Worten?

Der Evangelist Johannes weiß es schon. Denn im Nachhinein gibt alles einen tieferen Sinn. Jesus muss sterben. Jesus muss gekreuzigt werden. Bei ihm ist die Kreuzigung Zeichen der Verherrlichung und Erhöhung Jesu. Damit Jesus vom Tode auferstehen kann. Damit zeigt er allen, dass er der König des Lebens ist.

Wer den Tod überwindet, wer die tiefste Krise des Lebens löst, der ist wahrer Herrscher. Über alles. Radikal.

Deshalb freut euch! Freut euch ihr Griechen, die ihr das wohl schon ahnt, oder wisst, denn sonst wärt ihr nicht für Jesus so lange angestanden. Freut euch, ihr Zeugen der Auferstehung, ihr Frauen und Männer der ersten Stunde. Freut Euch und lasst euch
erzählen, was damals passiert ist. Jedes Jahr neu. Freut Euch ihr Christen, ihr die ihr an Jesus, den gekreuzigten König, glaubt.

Deshalb heißt der heutige Sonntag, Lätare. „Freut Euch“! Denn wir wissen ja wie die Geschichte nach dem Palmsonntag ausgeht. Einzug in Jerusalem, gefeiert wie ein König. Abschiedsmahl von den Freunden, Dann der Verrat der Freunde, Angst und Schrecken, Verfolgung und Tod. Und dann kommt der große Tag des Herrn, an dem alles auf den Kopf gestellt wird, was die Welt bewegt. Jesus überwindet die Welt.

Jesus. So glauben wir. Manchmal, wenn Mund und Herz übergehen, glauben wir es aus vollem Herzen. Aber manchmal, wenn die Schatten und Finsternis von Krieg und Zerstörung überhandnehmen, dann sind wir ungläubig, oder Zweifelnde. Dann sehen wir nur bis Karfreitag und dann aber schwarz. Es gibt ein Schwarzsehen, die jede Zuversicht lächerlich machen. Oft kommt sie kalt, zynisch und analytisch mit Zahlen gespickt daher. Zugegeben an meinen dunklen Tagen tue ich genau das.

Heute aber, am Sonntag „Lätare“ feiern wir ein kleines Ostern zwischendurch. Wir dürfen Hoffnung schöpfen und neu glauben gegen alle Bilder und gegen alle Macht der weltlichen Zerstörer.

Das Schwarzsehen ist gefährlich, weil es einen Sog nach unten entfaltet und man fällt immer tiefer ins Bodenlose.

Hoffnungslosigkeit ist eine Haltung, die man sich nicht leisten kann, wenn es wirklich schlecht steht. Der Wert der Hoffnung misst sich nicht daran, wie realistisch sie ist, sagt Heribert Prantl in seinem Buch über die Kraft der Hoffnung. Er erzählt von einer Pfarrerin, die Sterbende begleitet, die bis zum Schluss hoffen. Die Hoffnung wandelt sich, aber es bleibt Hoffnung. Anfangs hoffen sie auf Heilung, später auf Begegnung und dann auf ein gutes Ende.

Jesus sagt von sich: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.

Wie einfach und einleuchtend. Klar. Wir wissen doch wie es ist mit dem Weizenkorn und allem, was wächst. Wir wissen doch jedes Jahr, wie die Geschichte ausgeht.

Da ist erst nichts auf der Erde. Alles ist jedes Jahr wie tot. Und dann drängt es an die Oberfläche und entfaltet sich, die Pflanzen. Alles, was lebt dringt an Licht und will leben.

Es ist so einfach das Geheimnis des Lebens und doch immer neu zu bestaunen. So ist es auch mit meinem Glauben. Manchmal ist er öd und leer, voller Zweifel und Misstrauen. Und immer wieder, wenn ich meine Seele Gott hinhalte, seinen Worten, seiner Musik, der Gemeinschaft, dann beginnt sie zu wachsen, sich zu entfalten, nach oben hin aufzurichten. Meine Seele entfaltet sich wie das Korn, das aus der Erde wächst, erst zart und verletzlich. Bald stark und reif. Bereit sich auszubreiten, gemahlen zu werden und Teil eines Größeren zu werden. Brot, das andere Menschen satt macht.

Alles Leben ist Verwandlung, Änderung bis zum letzten Augenblick. Das tut weh. So wie es Kraft kostet, aus der Erde, aus dem Dunkeln ans Licht zu stoßen. Aber wenn es da ist das Neue Leben. Dann ist das Grund zum Jubeln. Ich freue mich und bin dankbar für das, was mir geschenkt wird.

Dass wir in unserem Kreuz, das wir tragen müssen, immer wieder das Leben entdecken, möge uns Hoffnung sein und Mut machen.

„Es gibt Hoffnungen, die erscheinen verrückt, aber sie sind es nicht. Diese verrückten Hoffnungen sind nämlich gerade diejenigen, die helfen, nicht verrückt zu werden“. Auch dieser Satz über die Hoffnung ist von Herrn Prantl. Ein Satz wie Korn, das Leben verheißt und sich ausbreitet. Verrückt wie unser Glaube an die Auferstehung Jesu.

Amen.