Musikalischer Abendgottesdienst "Lust auf Kirche!"
mit Prädikant Peter Schickel
um 17 Uhr im Katharina von Bora-Haus
Junge Berger Talente musizieren.
Nachstehend die Predigt zum Nachlesen.
Fotos vom Gottesdienst in der Bildergalerie.
Predigt am Neujahrstag 2023 zur Jahreslosung 2023 "Genesis 16,13", gehalten von Prädikant Peter Schickel
Du bist ein Gott, der mich sieht, lautet der ökumenische Jahresspruch, das geistliche Motto der Kirchen in Deutschland für 2023.
Du bist ein Gott, der mich sieht. So steht’s im 1. Buch der Bibel, Kapitel 16. Worum geht es da? Abraham und seine Frau Sarah sind uralt, sie können eigentlich kein Kind mehr bekommen. Übrigens damals hieß Abraham noch Abram ohne das „h“. Das „h“ dazwischen kommt erst später dazu. Es steht für den heiligen Geist. Ersatzweise und auf Anraten seiner Frau Sarah wird dann doch noch die Magd Hagar von Abraham geschwängert. Hagar wird überheblich gegenüber ihrer kinderlosen Herrin, die sie dafür demütigen will. Hager flieht in die Wüste. Dort begegnet ihr ein Engel, der sagt: Kehre zurück, ich will ein großes Volk aus dir machen, dein Sohn soll Ismael heißen. Hagar, die sich erst noch missachtet, ausgegrenzt und vertrieben gefühlt hat, sagt daraufhin: Du bist ein Gott, der mich sieht. Sohn Ismael wird geboren, auf ihn führen sich alle arabischstämmigen muslimischen Völker bis heute zurück. Aber Gott sieht auch noch einmal gnädig auf Sarah: sie gebiert wider Erwarten Sohn Isaak, auf den und seinen Sohn Jakob sich das Volk Israel (und auch die Christenheit) bis heute biblisch zurückführt. Beider, Ismaeliten und Israeliten, sind also biblisch Geschwister-Völker. Sich darauf öfter einmal zu besinnen, wäre heute politisch und im interreligiösen Dialog gut!
Sehen und gesehen werden! Darum geht es vielfach jeden Tag bei uns, beim Einkaufen, bei irgendwelchen gesellschaftlichen Events, wo man sich blicken lässt. In welchen Klamotten, mit welchen Erzählungen von Urlaubserlebnissen oder anderem Tollem kann man aufwarten oder sich sehen lassen? Selbst die Brillenmode im Sommer oder beim Skifahren lässt oft weniger fragen: wie gut siehst du damit? Sondern, wie gut wirst du damit gesehen, wie gut siehst du aus?
Das ist wirklich enorm, was es da alles für Skibrillen und Ski-Outfits heutzutage gibt. Wir waren mit den Kindern erst kürzlich beim Skibrillen kaufen in einem Sportgeschäft. Es ist enorm, was es da alles für Modelle gibt: verspiegelt, Farb-wechselbar, je nach Sonneneinstrahlung konfiguriert, im postmodernen Retro-Look oder im „new age style“ passend zum Ski-Anzug aufgebrezelt. Das Top-Marken-Modell einer angesagten Ski-Brille allein kostete sogar mehr als ein ganzer Helm mit integrierter Brille zusammen!
Sehen und gesehen werden, gesellschaftliches Image, Wertschätzung, Selbstwertgefühl? Hängt zwar alles irgendwie zusammen, wie genau, ist aber oft undurchschaubar. Die Gefahr ist: der innere Wert hängt oft viel zu viel von der äußerlichen, meist optischen, mediengerechten Aufmache und Darstellung von Erfolgsgeschichten ab, die gut ankommen sollen. Mit welchen Bildern und Stories will man vertreten sein in den Social Media, falls man daran teilnimmt oder beruflich dazu gezwungen ist in Wirtschaft und Politik? Immer nur gut aussehen und dastehen?
Seien wir ehrlich: wir machen uns oft allzu sehr von der Wahrnehmung durch andere abhängig. Dabei ist doch jeder und jede selber ein wertvoller Mensch, unabhängig von allem Äußeren und dem Ansehen durch andere! Der biblische Jahresspruch besagt, dass jeder Mensch, unabhängig von seiner sozialen Rolle und seinem gesellschaftlichen Ansehen, über alle weltlichen Zusammenhänge hinaus bei einem Höheren, als wir alle es sind, anerkannt und wertgeschätzt ist, gesehen und geachtet ist mit seinem ganzen Leben, seinen guten und seinen misslungenen Lebenswegen und -erfahrungen. Mit dem allen braucht er sich zumindest vor einem nicht zu schämen oder zu verstecken, der von jeher um den unendlichen Wert jeder einzelnen Menschenseele weiß: Gott selbst, denn: Du bist ein Gott, der mich sieht. Das sollte uns doch genügen, oder?
Amen