24.12.2023 - Christvesper in Aufkirchen

Christvesper 2023 in Aufkirchen mit Pfarrer Johannes Habdank
Bildrechte ev. KG Berg

Christvesper

 
mit Pfarrer Johannes Habdank

 

um 17 Uhr in in der Pfarrkirche Aufkirchen

Orgel: Martin Schüßler, Trompete: Florian Gehlen,
Lesung der Weihnachtsgeschichte: Christa Vogel

Den ganzen Gottesdienst können Sie hier in seinen Einzelteilen nachhören,
Fotos in der Bildergalerie.

Nachstehend die Predigt zum Nachlesen und Nachhören.

 

Predigt über den Frieden von Pfarrer Johannes Habdank an Heiligabend 2023 in der Pfarrkirche Aufkirchen
 


Liebe Heiligabendgemeinde,

es geht heute Abend um den Frieden, nichts Leichteres und nichts Schwereres, was derzeit zu haben oder zu erreichen ist, in der Welt. Bei manchen auch zu Hause.

Der Friede in der Welt ist nicht erst in diesem zu Ende gehenden Jahr, sondern schon seit Jahren weniger geworden, seltener, wird immer mehr zurückgedrängt. Es gibt seit Jahren ca. 40 Kriege oder kriegsähnliche Konflikte in aller Welt, von vielen erfahren wir gar nichts oder nur gelegentlich, manche gelten laut einschlägigen Friedensinstituten als qualitativ heftiger als früher. Viele schwelen irgendwo - von zunehmenden, verstärkten Naturkatastrophen, vom Menschen hausgemacht, ganz zu schweigen.

Der Kosmonaut Alexander Gerst hat aus dem All einmal sinngemäß gesagt, dass er überwältigt sei, wie schön doch die Erde aussehe, aber auch wie klein sie sei im ganzen Universum, und von welch zerbrechlicher Atmosphäre umgeben. Wenn man dann wisse von den Kriegen und der ganzen Umweltverschmutzung, die die Erdenbewohner, die Menschen, also wir Erdlinge, anrichteten, dann sei das eine unverständliche Sache! Da müssten uns doch die Augen aufgehen, der Blick für das Ganze und seine Details. Es sei schließlich die einzige Erde, die wir hätten. So sinngemäß unser „Astro-Alex“. Ob man, um diese Einsicht zu gewinnen, allerdings erst in den Weltraum fliegen muss … ? Das Wort „Frieden“ kam ihm übrigens gar nicht erst in den Sinn und mit keiner Silbe über die Lippen. Und es wäre ja auch Schönfärberei und Heuchelei, wenn man mit Blick auf diese unsere Welt und ihre Menschen von Frieden reden würde. - „Friede“? Welcher Friede?

Schon der alttestamentliche Prophet Jeremia hat, als Jerusalem unter der Assyrer-Fremdherrschaft stand, davor gewarnt, Lügenrednern Glauben zu schenken, die das in falscher Sicherheit wiegen würden und das Volk einlullen und rufen: „Friede! Friede! und ist doch nicht Friede.“

Martin Luther hat diese Kritik vor über 500 Jahren in einer seiner 95 Thesen gegen seine römische Kirche wörtlich aufgenommen: „Fort mit all den Propheten, die dem Volke sagen "Friede, Friede", und ist kein Friede.“ Ein Thema seit Jahrtausenden, so alt wie die Menschheit. Es ist vielfach kein Friede. Weder in der großen Welt draußen, noch in unseren vielen kleinen Welten, weder politisch, wirtschaftlich, allgemein gesellschaftlich, etwa zwischen den Generationen, noch privat. Und im altbiblischen Sinne umfasst ja der Friede, Schalom, auch Wohlstand, Sicherheit, Gesundheit, allgemeines Wohlbefinden, Harmonie mit Gott und der Welt.

Was können wir machen? Wir können das alles wenigstens ins Gebet nehmen, etwa mit Worten, die Franz von Assisi zugeschrieben werden:

O Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist; dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht; dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält; dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Also Friedenstiften wenigstens im Kleinen, ist schon schwer genug oft, und wer kann, soll bitte größere Räder drehen.

Frieden stiften: das gilt als Gebot für uns, seit Jesus gesagt hat in der Bergpredigt: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen!“

Heute kommt unter erschwerten Bedingungen – Bethlehem ist ziemlich abgeriegelt - dennoch wie jedes Jahr wieder das Friedenslicht aus Bethlehem zu uns. Dort ist kein Friede, die Lage ist explosiv, aber schon seit Jahren, jetzt eskaliert, in Israel und in Palästina, im Nahen Osten.

Und dennoch: Das Friedenslicht aus Bethlehem steht symbolisch für die Hoffnung, die niemals aufgegeben werden darf, dort nicht und hier nicht, dass es besser werden muss und wird für die Menschen, wo Unfriede herrscht. Dieses Licht soll Mut machen, nicht abzuschalten, sondern sich zu interessieren für die Zustände des Unfriedens und sich im Rahmen der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten für den Frieden einzusetzen, zur Ent-Feindung beizutragen – und diese Hoffnung nicht nur selbst zu pflegen, so gut es geht, sondern auch weiter zu vermitteln an andere, um Hilfe zukommen zu lassen dahin, wo es brennt, auch ideelle Unterstützung zu geben – und damit bin ich schließlich wieder beim Gebet, denn offen gestanden:

Ohne jenen Höheren, als wir alle es sind, ohne Gottes Hilfe wird das nichts. Denn an seinem Segen ist alles gelegen, damit vielleicht doch einmal Friede, mehr Friede auf Erden werde. Darum bitten wir inständig an diesem Heiligabend! 

Amen.

 

 

Christvesper mit Pfarrer Johannes Habdank am 24.12.2023 um 17.00 Uhr in Aufkirchen (Ablauf)

Orgel: Martin Schüßler, Trompete: Florian Gehlen, Lesung Weihnachtsgeschichte: Christa Vogel

Durch Anklicken der einzelnen Abschnitte des Gottesdienstes können Sie diese nachhören. Dazu geht jeweils ein neues Fenster auf, das Sie nach dem Ende des Abspiels am besten wieder schließen.

Orgelvorspiel
Gruß mit Jesaja 9,1
EG 8: Es kommt ein Schiff geladen
Gebet
Alttestamentliche Weissagungen: Micha 5,1-4a; Jeremia 23, 5-6; Jesaja 9, 5-6
EG 30, 1-4: Es ist ein Ros entsprungen
Lesung des Weihnachtsevangeliums Teil ILukas 2, 1-14
EG 24, 1-2. 6: Vom Himmel hoch, da komm ich her
Lesung des Weihnachtsevangeliums Teil II: Lukas 2, 15-20
EG 37, 1-4. 9: Ich steh an deiner Krippen hier
Predigt über den Frieden
Orgel
Abkündigungen incl. Klingelbeutel und Kollekte am Ausgang
Predigtlied EG 35, 1-4: Nun singet und seid froh  
Klingelbeutel // Musik
Gebet (Fürbitten) – Stille vor Gott – Vaterunser
EG 36, 1-2. 9. 12: Fröhlich soll mein Herze springen
Sendung, Segen
EG 44, 1-3: O, du fröhliche!
Festliches Orgelnachspiel