27.12.2024 - tz-Kolumne zu Glaubensfragen

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Der tägliche tz-Ratgeber
heute: Glaubensfragen


Das Gute im Herzen: Blick ins neue Jahr

"Prüft alles und behaltet das Gute!" So lautet der ökumenische Jahresspruch für das Neue Jahr 2025. Der Apostel Paulus schreibt diesen Aufruf an die von ihm gegründete junge Gemeinde in Thessaloniki (im heutigen Griechenland).Was ist damit gemeint? Geht das überhaupt? Kann man alles prüfen? Und: Was ist das Gute? Pfarrer Habdank überlegt, was dieser Spruch für uns heute bedeuten kann. 

Der Apostel ist beunruhigt, weil die Gemeinde vielen fremden Einflüssen und Anfeindungen aus gesetzt ist: Er sieht die christliche Identität gefährdet. Daher: Prüft alles und behaltet das Gute!

Prüft! Das ist ein christlich menschliches Aufklärungs- und Selbstaufklärungsprogramm: kritisch und selbst kritisch zu sein, sich nicht alles bieten zu lassen, sich nicht beeinflussen zu lassen von anderen und etwas, was vielleicht gar nicht so stimmt, wie es einem präsentiert oder nahe gelegt wird. Erstmal vorsichtig sein und nicht alles glauben und mitmachen. Man kann aber auch übertrieben alles in Zweifel ziehen, bis zur Krankhaftigkeit argwöhnisch werden gegenüber allem und je dem, was einem unterkommt. Ziel soll sein, nur das mit zu meinen, mit zu glauben und mit zumachen, was man selber für richtig hält, ohne sich deswegen selber zum absoluten Maßstab zu erheben. Also dabei auch selbst kritisch zu bleiben. Das meint "prüfen" im Sinne des Apostels. So dass man dann auch anderen Rechenschaft davon geben kann mit guten Gründen, nicht nur einfach "Find ich gut oder nicht" sagen, einfach Daumen rauf oder runter - das genügt nicht! Kritisch und selbst kritisch prüfen!

Alles! Alles dauernd prüfen? Entscheidungen treffen wir täglich. Kleinere meist unbewusst, größere meist erst nach Überlegung. Nicht immer er kennen wir, ob eine Entscheidung richtig oder falsch war. Kann Ansichtssache sein. Ich möchte jedenfalls nicht für mich übernehmen müssen, was andere für richtig und gut halten. Nein, das ist meine Sache. Es geht um das für mich Richtige und Unaufgebbare. Was ist mein verlässliches Fundament, das mir Halt gibt? Im Glauben, Leben und Verhalten?

Das Gute! Ist es das für mich Vorteilhafte oder auch das für manch andere Gute, vielleicht sogar für alle Gute? Schwer zu sagen! Da hilft der Jahresspruch wenig, er fordert den Einzelnen heraus, sich selber konkrete Gedanken zu machen, was das Gute jeweils ist.

Zum Guten sagte Jesus einmal, was schon der Philosoph Platon gedacht hat: "Was nennst du mich gut. Niemand ist gut als nur Einer."(Markus 10). Und damit meint er Gott allein. Wir Menschen sind nicht gerade durchwegs, geschweige denn absolut gut. Daher:

"Prüft alles und behaltet das Gute!" Was auch immer es im Einzelfall sei, prüft und behaltet erfahrenes Gutes im Herzen, auch wenn ihr neue Wege geht! 

DER TÄGLICHE tz-RATGEBER heute: Glaubensfragen (tz/Merkur 27.12.2024) von Pfarrer Johannes Habdank